Den Alpakafarben auf der Spur

21/10/2018

Die Wiener Firma Lemmermayr, Golfprofi Arnold Palmer und Frank Sinatra - was haben die mit den Farben der Alpakas  zu tun?

Es gab Zeiten und da sprechen wir vom 20. Jahrhundert, in denen 90 Prozent des weltweiten Alpakabestandes nicht weiß sondern farbig waren. Dass es nur einen Zeitraum von etwa 10 Jahren gebraucht hat, dieses Verhältnis ins Gegenteil zu verkehren, klingt schon unglaublich. Dass aber nicht Alpakazüchter sondern vor allem eine österreichische Firma und ein amerikanischer Profigolfspieler dafür verantwortlich sind, bedarf einer genaueren Betrachtung:

In den 1920iger Jahren war die Wiener Firma Lemmermayr Pionier in der Verarbeitung von Alpakawolle in Links-Links Stricktechnik, mit der die Eigenschaften von Alpaka optimal zur Geltung kommen. Besonderes Augenmerk legte man auf Sportmode (unter anderem auf Golfstrickjacken), mit der man auch auf dem amerikanischen Markt erfolgreich war. Dort entdeckte Arnold Palmer, seines Zeichens Golfprofi, die österreichischen Jacken, die schließlich zu seinem Markzeichen wurden. Als nach dem 2. Weltkrieg in den USA das Golfspiel an Popularität gewann und schließlich in den 50iger und 60iger Jahren auch das „Rat Pack“ rund um Frank Sinatra der Alpaka Strickjacke zu weiterer Popularität verhalf, war der Siegeszug weißer Alpakafaser nicht mehr aufzuhalten. Waren doch in jenen Jahren modisch gesehen Pastellfarben erste Wahl und nur helles Vlies lässt sich entsprechend färben. Auch wenn sich Modefarben ändern, ist nicht anzunehmen, dass sich die Dominanz von weißen Tieren weltweit in Zukunft ändern wird, da die Bekleidungsindustrie auch weiterhin nach heller Faser verlangen wird.

Würde man nun aber die Herden europäischer Züchter bezüglich Farbvarianz untersuchen, so könnte man einen wesentlich höheren Prozentsatz an farbigen Tieren feststellen als lediglich zehn Prozent. Warum aber sind die Herden in Europa bunter?

Könnte es sein, dass wir der Tatsache gerecht werden wollen, dass es kein anderes Fasertier gibt, dass eine derartige Farbvarianz mit 22 Farben aufweist? Motiviert uns die ökologische Nachhaltigkeit zur Nutzung ungefärbter Alpakafaser? Spornt uns die züchterische Herausforderung an? Ist die Menge der in Europa gewonnen Alpakafaser für die Bekleidungsindustrie noch nicht relevant? Oder gefallen uns bunte Herden einfach besser?

Ich bin auch überzeugt davon, dass in Europa „bunte“ und „weiße“ Herden ihre Berechtigung haben, da die Nachfrage nach Alpakaprodukten generell weiter steigen wird.
Egal ob Schuheinlagen, Bettdecken oder Strickwolle und egal ob Weihnachtsmarkt und/oder Hofladen, im März ist meist der Großteil der Produkte verkauft. Wobei uns in den letzten Jahren aufgefallen ist, dass der Verkauf von Strickwolle in Fawn und Braun vor allem zugunsten von Grau und Schwarz stetig zurückgegangen ist. Rückfragen bei anderen Alpakazüchtern haben unsere Beobachtung bestätigt: Braun und Fawn haben sich zu regelrechten Ladenhüterfarben entwickelt. Woran das liegt, darüber kann nur gemutmaßt werden. Nun könnten wir darauf reagieren, in dem wir aus unseren braunen und fawnfarbenen Vliesen weniger Strickwolle produzieren lassen oder die Zucht von anderen Farben forcieren. Beide Möglichkeiten erschienen uns wenig zufriedenstellend und darum haben wir uns für einen anderen Weg entschieden. Nicht wir reagieren auf die momentanen Bedürfnisse des „Marktes“ sondern wir kreieren ein neues Bedürfnis:

Zur Ausgangslage:
Unsere Herde liefert inzwischen feinste Strickwolle in acht verschiedenen Naturtönen. Um einen guten Preis für unsere eigene Wolle zu erzielen und nicht nur Wolle aus Peru zu verkaufen, haben wir spezielle Strickdesigns entwickelt.
Dabei geht es uns zum einen um die Kombination der regionalen ungefärbten Wolle mit farbenfroher Wolle aus den Anden und zweitens um die Verwendung besonders geeigneter Strickmuster, die Alpakawolle sehr gut zur Geltung zu bringen. Es sind Muster, die elastisch bleiben und Volumen haben, dadurch wird die Weichheit und Leichtigkeit der Faser gut spürbar. Unsere Kunden können die Strickstücke im Hofladern oder auf dem Markt angreifen bzw. anprobieren und bekommen beim Kauf der Wolle eine Strickanleitung dazu. Viele weitere Strickdesigns in unserem Blog laden zum Nachstricken ein. Wir freuen uns, wenn die Wolle unserer Tiere verstrickt wird und uns als Mütze, Schal oder Tuch auf der Straße begegnet. Und unsere Kunden freut es, wenn sie das Tier von dem die Wolle stammt persönlich kennenlernen können.