Robert Stelzer - Unsere Alpaka-Bühne

03/06/2019

Robert Stelzer bringt es in der letzten Ausgabe der „Alpakapost“ auf den Punkt, worum es in der Alpakazucht eigentlich gehen sollte. Eine beeindruckende Analyse:
 

Unsere Alpaka-Bühne

Als Erstes möchte ich mich für die herzliche Aufnahme bedanken. Erfreulicherweise finden immer mehr Züchter aus dem kleinen Nachbarland im AZVD die Basis für den nachhaltigen Aufbau ihrer Herde.

Österreich, das mit seiner kleinstrukturierten und gut gepflegten Landwirtschaft punktet, ist ein optimales Heimatland für das Alpaka. Kein Wunder also, dass diese Tiere immer mehr im Interesse von Leuten stehen, die nach innovativen Ideen suchen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die kleinen Kamele gerade im schwierigen Gelände eine optimale Alternative in der Tierhaltung darstellen. Wie schön wäre es, wenn eine Kooperation und ein konstruktiver Erfahrungsaustausch die Alpakahaltung für jeden Züchter erfolgreicher und auch profitabler machen würde. Leider sehe ich derzeit ein anderes, jämmerliches Bild mit Bildung kleiner Gruppierungen und Antisympathien zwischen Verantwortungsträgern einzelner Verbände.

Dabei haben wir Züchter doch alle das Ziel, eine erfolgreiche Alpakazucht aufzubauen und zu betreiben. Nun liegt es also an uns selbst, die Stärken der verschiedenen Angebote und Institutionen zu nutzen, aber vor allem auch die Arbeit und Innovation von Anderen zuzulassen. Natürlich passieren Fehler, aber nur dort wo auch gearbeitet und entwickelt wird. Wir haben so viele kreative Köpfe, die an ihrem Platz gute Arbeit leisten, nur schaffen wir es noch nicht die Ergebnisse im Konsens zu vereinen und Allen zunutze zu machen.

Ich möchte eine Bühne bauen, auf der jeder seine Zucht erfolgreich präsentieren kann. Wir Alpakazüchter sind ein großes Orchester, das auf dieser Bühne die Einmaligkeit dieser außergewöhnlichen Tiere präsentiert. Damit die Bühne nicht wackelt, sollen Ihr drei Säulen den nötigen Halt geben, etwa so:

 

SÄULE 1 - ZUCHT

Eine professionelle Alpakazucht kann nur auf einer DNA Registratur mit Genotyp-bestätigter Abstammung basieren, welche auf einem möglichst großen Register aufbaut. Eine Zuchteignungsprüfung aller Tiere, mit denen ich züchten möchte, ist die Grundlage für Zuchtentscheidungen und Tierverkäufe. Eine solche Vorgehensweise im Herdenmanagement zeigt reine Tierhändler sofort auf, und wir Züchter können uns von ihnen klar distanzieren. Showerfolge einzelner, meist ganz junger, Tiere sagen leider auch nichts über den Zuchtwert einer gesamten Herde aus.

Diesen Grundsatz der Alpakazucht haben immer mehr Züchter erkannt, deshalb gibt dieses große Interesse an der Zuchteignungsprüfung im April teil zu nehmen.

 

SÄULE 2 –FASER

Warum wir eigentlich Alpakas züchten? Sicher gibt es viele Antworten auf diese Frage, allerdings die Meisten werden an einer Verarbeitung dieser besonderen Edelfaser interessiert sein. Nicht jeder Neueinsteiger kann und will sich die gesamte Vermarktungsschiene selbst aufbauen. Deshalb können wir viel leichter neue Züchter mit dem „Alpakavirus“ infizieren, wenn eine lukrative, professionelle Abnahme und Verarbeitung der Wolle gewährleistet ist

Hofeigene Läden und liebevoll handgefertigte Wollprodukte sind zwar schön und unerlässlich, aber nicht die Grundlage um das Alpaka als landwirtschaftliches Nutztier zu etablieren. Mit dem Argument, hochwertige Rohwolle „nur liefern“ zu brauchen, können wir neue Zuchtbetriebe gewinnen und die Nachfrage nach guten, geprüften Wolllieferanten bleibt erhalten. Nutzen und unterstützen wir also die Chance der gemeinsamen Vermarktung unserer Wolle über eine Genossenschaft.

 

SÄULE 3 - WEITERBILDUNG UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Zur Verbreitung und der Beliebtheit unserer Alpakas, sowie deren Produkten, haben gut organisierte Showveranstaltungen, gerichtet von international anerkannten Experten, sowie eine Vielzahl an Fachausstellern maßgeblich beigetragen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Verantwortungsträger, die solche Shows mit viel Herzblut organisieren und somit das Alpaka dem breiten Publikum zugänglich machen. Auch für uns Züchter gibt es nichts Schöneres, als einmal einen Champion zu stellen. Leider wird es für junge, kleinere Zuchtbetriebe immer schwieriger sich über diese Schiene zu etablieren.
Ich möchte erwähnen, dass diese Säule von den Verbänden in Österreich sehr gut abgedeckt wird, obwohl sich für mich die Frage stellt, ob auf Dauer zwei große Alpakashows innerhalb eines Monats und mit einer Entfernung von nur 55 Kilometern sinnvoll und notwendig sind.
Wichtig ist auch, dass wir uns selbst ständig weiterbilden. Nutzen wir also alle möglichen Angebote, um Kurse zu Tiergesundheit, Handling oder Faserbeurteilung zu besuchen. Dazu könnten auch Stammtische beitragen, die eine Bereicherung für die Alpakaszene werden.

Nur wenn wir diese 3 Säulen ständig und vor allem einigermaßen gleichmäßig und stabil wachsen lassen, bieten sie ein gutes Fundament für die Bühne, die viele Züchter aufnehmen kann. Wächst eine Säule zu
stark oder zu schwach, erleidet unsere Bühne einen Schiefstand und wirft wieder viele Züchter ab. Lasst uns also unsere Kräfte bündeln und wenn viele erkennen, dass Engagement auch die eigenen Ziele voranbringt, werden wir eine gute Zukunft haben.

Ich hoffe, ich habe Sie, liebe Leser, zum Nachdenken angeregt und ich lade Sie ein, zum gemeinsamen Gestalten unseres wunderbaren „Bauwerkes Alpaka“.

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